Sprache ist mehr als das gesprochene Wort

Hintergründe zum Gebärdensprachen-Service der BERGISCHEN

zur Blogübersicht

Thanks for your Feedback!

If you feedback requires a response, we'll be in touch shortly

BEITRAG BEWERTEN
Beitrag teilen

Mit unserem neuen Gebärdensprachen-Service bieten unsere zwei Kolleginnen Jessica Lauriola-Lancieri und Jennifer Busse-Kowalski gehörlosen Versicherten eine wichtige Hilfestellung im großen Kosmos des Gesundheitssystems. Was beinhaltet der Service im Detail und welche Beweggründe gab es für Jessica und Jennifer, sich die Gebärdensprache anzueignen? Diese Fragen beantworten wir in einem gemeinsamen Gespräch mit Jessicas Mutter. *

Liebe Jessica, liebe Jennifer, erzählt doch erstmal, welchen Aufgaben ihr „eigentlich“ bei der BERGISCHEN nachgeht.

Jessica: Dann fange ich mal an (lacht). Ich bin bei der BERGISCHEN als Juristin tätig und stehe unseren Fachbereichen bei rechtlichen Fragen zur Verfügung.

Jennifer: Ich bin Datenschutzbeauftragte bei der BERGISCHEN und sorge in erster Linie für den Schutz und eine sichere Handhabung mit den Sozialdaten unserer Versicherten.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, dass die BERGISCHE einen Gebärdensprachen-Service anbieten könnte?

Jennifer: Intern gab es bereits vor wenigen Jahren die Überlegung, einen solchen Service für unsere Versicherten anzubieten. Seit Sommer 2022 beschäftige ich mich in meiner Freizeit mit dem Thema Gebärdensprache. Allerdings war es meine Tochter, die mich auf die Idee gebracht hat. In ihrem Umfeld gibt es einige gehörlose Menschen, mit denen sie sich unterhalten und austauschen wollte. Leider werden für 8-Jährige in Deutschland keine Gebärdensprachenkurse angeboten. Also haben wir uns beide gegenseitig unterrichtet. Da gibt es einige tolle Unterrichtsmaterialien und Apps. Darüber hinaus habe ich an einem Weiterbildungskurs teilgenommen, in dem das Gelernte intensiviert wurde. Doch wie alles im Leben: Übung macht den Meister. Seitdem Jessica im Team der BERGISCHEN ist, wurde das Thema nochmal neu aufgerollt. Ein glücklicher Zufall (lacht).

Jessica: Das freut mich sehr (lacht). Mich selbst begleitet die Gebärdensprache seit Beginn meines Lebens, da meine Eltern gehörlos sind. Dementsprechend habe ich nicht nur das Sprechen, sondern auch die Gebärdensprache von Kindesbeinen an erlernt. Das hatte natürlich den Vorteil, dass ich mich nie umstellen musste. Für viele ist das Erlernen der Gebärdensprache wie eine zweite Fremdsprache. Mir wurde die Gebärdensprache sozusagen mit in die Wiege gelegt. Aber es hat gedauert, bis ich begriffen habe, dass meine Mutter mich nicht hören kann. Als kleines Mädchen flüsterte ich ihr etwas ins Ohr und sie reagierte nicht darauf. Das war natürlich ein Schlag für mich. Mittlerweile sehe ich aber auch die Vorteile: Man kommuniziert über lange Wege, muss nicht schreien und kann sich noch viel besser in hilfsbedürftige Menschen hineinversetzen. Ich freue mich, dass wir unseren gehörlosen Versicherten und deren Angehörigen diesen wichtigen Service anbieten können. Das ist sogar ein Novum in der Welt der gesetzlichen Krankenversicherung. Mir ist keine andere Krankenkasse bekannt, die diesen Service anbietet. Dabei ist es essentiell, dass mir im Ernstfall schnell und fachgerecht weitergeholfen wird. Die Kommunikation ist hier die erste und vielleicht größte Hürde.

Frau Lancieri, welche Erfahrungen hatten Sie bisher mit öffentlichen Einrichtungen? Wie lief die Kommunikation vor Ort und wie ist Ihre Meinung zum Gebärdensprachen-Service der BERGISCHEN?

Maria Lancieri: Bisher war das häufig recht problematisch. Alleine ist das in der Regel nicht möglich. Da aber auch ein reger Dolmetscher Mangel in Deutschland herrscht, müssen die meisten Gehörlosen versuchen über das Schreiben zu kommunizieren. Hier ist allerdings wegen der anderen Grammatik das Problem, dass ein roter Faden fehlt und viel missverstanden wird. Der Service der BERGISCHEN ist wirklich toll. Er sorgt dafür, dass wir als Gehörlose mehr barrierefreien Zugang zur Krankenkasse erhalten und die dort schwierigen Fragen in einer für uns verständlichen Form erklärt bekommen. Auch das Ausfüllen von Formularen ist für uns nicht immer einfach. Das ist eine große Erleichterung. Auch, dass wir per Videokonferenz kommunizieren können, ist für uns super, da das für uns wie das Telefon der Hörenden ist.

Videokonferenz ist ein gutes Stichwort. Wie funktioniert der Gebärdensprachen-Service der BERGISCHEN im Detail?

Jennifer: Auf unserer Website können uns alle Interessierten über ein Kontaktformular einen Terminwunsch zukommen lassen. Die Beratung kann in unserer Hauptverwaltung oder in unseren Kundenzentren in Solingen, Wuppertal, Duisburg, Leverkusen oder Köln stattfinden. Wer lieber virtuell mit uns kommunizieren möchte, kann dies ebenfalls in dem Formular angeben. In besonderen Situationen machen wir auch Hausbesuche.

Frau Lancieri, müsste es weitere Services für Gehörlose geben und wenn ja: Wo und an welcher Stelle machen sie Sinn?

Maria Lancieri: Die kommenden Erklärvideos der BERGISCHEN sind bereits ein toller Anfang. Es wäre auch schön, wenn man interne Videos macht, wo die Gebärden gezeigt werden, weil man i. d. R. keine Zeit hat um einen Kurs bei der VHS zu machen. Es wäre schön, wenn andere Behörden, gerade Notfallstellen oder Stadtverwaltungen, sich dieser Thematik stärker annehmen. Hier ecken wir oft an und haben keine Möglichkeit, wie ein Hörender zu kommunizieren. Gerade in Situationen, wo auch ein Hörender beteiligt ist, werden wir häufig nicht beachtet, weil die Kommunikation mit uns schwieriger ist.

Vielen Dank für Ihr Feedback und das gemeinsame Gespräch.

*Anmerkung d. Redaktion: Maria Lancieri ist gehörlos. Ihre Tochter Jessica übersetzte für uns.

AutorMichael Ganter, BERGISCHE KRANKENKASSE
Interviewpartnerinnen: Jessica Lauriola-Lancieri, BERGISCHE KRANKENKASSE, Jennifer Busse-Kowalski, BERGISCHE KRANKENKASSE, Maria Lancieri

 

Gebärdensprachen-Service der BERGISCHEN

Jessica Lauriola-Lancieri und Jennifer Busse-Kowalski nehmen sich deiner Fragen zu Anträgen, Leistungen und Services in Gebärdensprache an.

Das Beratungsgespräch kann vor Ort in unseren Kundenzentren in Solingen-Wald, Solingen-Ohligs, Köln, Leverkusen, Wuppertal, Duisburg, virtuell oder in Ausnahmefällen bei dir zu Hause stattfinden, wenn du in NRW lebst.

zur Blogübersicht

Thanks for your Feedback!

If you feedback requires a response, we'll be in touch shortly

BEITRAG BEWERTEN
Beitrag teilen

Hier fühle ich mich wohl, hier will ich bleiben.

Die BERGISCHE ist mehrfach ausgezeichnet als Beste Krankenkasse für Familien. Werde jetzt Mitglied und profitiere ab sofort von Top-Leistungen für Familien.

jetzt Mitglied werden